(Jung)Pferdeausbildung


 

In der Pferdewelt begegnen uns zahlreiche verschiedene Ausbildungsmethoden, welche mehr oder weniger gut sind. 

Es ist wie die Nadel im Hauhaufen zu suchen, um herauszufinden welche davon den nun für MEIN Pferd die geeignetste ist.

Wir können euch beruhigen und behaupten, dass alle Ihre Suppe nur mit Wasser kochen.

Viele Vorgehensweisen wiederholen sich, bekommen nur einen anderen Namen. 

Wenn ihr euch jetzt fragt wie Ihr euer Pferd fair, logisch und gesund ausbilden könnt, seit ihr auf dem richtigen Weg

Daher stellen wir euch "unser" methoden-und reitweisen unabhängiges Konzept hier heute vor. 

 

Unsere Grundsätze: 

1. Das Pferd soll schonend und gesund erhaltend ausgebildet werden.

 

2. Das Training für das Pferd verständlich aufgebaut sein und in kleinen Lernschritten erfolgen, um das Pferd nicht zu überfordern.

 

3. FAIRness steht an erster Stelle! Dabei ist auf individuelle Bedürfnisse des Pferdes Rücksicht zu nehmen und die eigenen Anforderungen hinten anzustellen. 

 

Etwas Theorie zum Anfang...          Die Ausbildungsskala des Pferdes

Die Ausbildungsskala ist nichts neues in der Pferdeausbildung. 

Da sie aber so wichtig ist und doch manchmal vernachlässigt wird folgende Hinweise:

 

1.) Die Skala legt den  Grundstein der Ausbildung in 3 Phasen mit den jeweiligen Eigenschaften.

 

 

Diese Ziele bauen von unten nach oben aufeinander auf und beeinflussen sich gegenseitig.

Ein Beispiel: Ein Pferd was zwar gleichmäßig im Takt läuft, sich aber nicht mental und körperlich loslässt (entspannt), wird nicht in der Lage sein eine stetig weiche Verbindung in der Anlehnung oder höhere Eigenschaften zu zeigen. 

 

Jede Trainingseinheit sollte mit dieser  "Checkliste" stetig überprüft werden!

Quelle: pferd-aktuell.de


Die Ausbildungsskala des Reiters

 

Auch der Reiter muss fleißig an sich und seinen Fähigkeiten z.B.  hinsichtlich Sitz, Gefühl und Einwirkung arbeiten um das Pferd ausbilden zu können.

Ein Beispiel: Ein Reiter der zwar im Gleichgewicht sitzt, aber nicht angstfrei (losgelassen) reitet, wird es schwer haben in die Bewegung einzugehen und korrekt mit seinen Hilfen zu einzuwirken.

 

Es ist wichtig sich Ziele zu setzen und auch ohne Pferd folgende Eigenschaften anzueignen:  

- Fitness/Ausdauer

- Beweglichkeit

- Psyche (Äußere Einflüsse ausblenden, inneres Gleichgewicht) 

- Theoretisches Wissen z.B. Anatomie

 

Pferde erkennen Stimmungen und reflektieren uns!

 

-> MENSCH & PFERD beeinflussen sich gegenseitig und gleichen sich an ! <-             

Sowohl Stärken als auch Schwächen werden verstärkt.

Quelle: pferd-aktuell.de



Gedanken vor dem Training


Das wichtigste vorab: Trotz zahlreicher Trainingsmethoden, welche ich vorhin erwähnte liegt die durchschnittliche Lebenserwartung eines Sportpferdes in Deutschland bei 8,5 Jahren!

Wie kann das sein in einer gut aufgeklärten Gesellschaft, in der es uns an nichts mangelt wo diese Pferde doch locker über 30 Jahre alt werden könnten?! 

Ich lasse diese Frage mal im Raum stehen und habe mein Ziel erreicht, wenn Ihr euch diese nach Ende dieses Textes allein beantworten könnt...


Was ihr noch wissen müsst!

Das Knochenwachstum des Pferdes dauert 6 Jahre und länger.

Zu viel bzw. zu frühes Training hat einen gesundheitlichen Verschleiß zur Folge. Die Wirbelsäule mit seinen 32 Wirbeln beispielsweise sind Knochen welche sich als letztes mit schließen.

 

Zahnwechsel

Pferde wechseln im Alter von 2-5 Jahren ihre Zähne.

Der akute Zahnwechsel kann das Pferd irritieren.  Man sollte darauf Rücksicht nehmen und den Zeitraum z.B. durch gebisslose Arbeit überbrücken.

Außerdem sollte regelmäßig bei jedem Pferd eine Kontrolle durch einen Dentisten durchgeührt werden. 

 

Problemzone Rücken

Unsere Pferde sind naturgemäß nicht für das Tragen von Lasten gemacht.

Die Reaktion auf (Reiter-)Gewicht ist somit immer ein Zusammenziehen der Haltemuskulatur und folglich ein nach unten gedrückter Rücken, die „Hängebrücke.“ Dies wird auf Dauer schmerzhaft.

Nur durch gezieltes Training kann es mit aufgewölbten Rücken und den entsprechenden Muskeln Gewicht tragen.

Muskulatur muss von hinten nach vorn aufgebaut werden und darf keine in Position "gezogene" Anlehnung sein.

Weiterhin wichtig ist ein gut angepasstes Equipment (Sattel, Trense etc.) um das Gewicht gut auf den tragbaren Bereich des Rückens zu verteilen.

 

Die natürliche Schiefe 

Auch Pferde haben eine kurze (gute hohle) und eine lange (schlechte steife) Seite. Um unser Pferd korrekt auszubilden müssen wir wissen, welche Bewegungsabläufe dem Geraderichten entgegen stehen. Daher ist eine Blickschulung ratsam.

Wenn z.B. die hohle Seite Links (Zwangsseite) ist-> läuft er auf der linken Hand gut, belastet dadurch aber die rechte Schulter.

Schwächeres Hinterbein links. Das diagonalen Beinpaar tritt am Schwerpunkt vorbei und verlagert somit das Gewicht von links hinten nach rechts außen. 

Es ist wichtig die natürliche Schiefe zu erkennen um ihr entgegenzuwirken zu können.  Dies kann z.B. durch gerade richtende Biegearbeit oder Schultervor erreicht werden in dem die Vorderhand auf die Hinterhand eingestellt wird. ein Grundwissen über Anatomie und Biomechanik muss sich jeder Reiter aneignen. 

 

Lasst euren Pferden Zeit und arbeitet nicht auf Verschleiß!

Freut euch auf die Zeit mit eurem Pferd, denn es gibt außer Reiten noch unendlich viele Dinge die Ihr machen: 

- Spazieren

- Zweisamkeit genießen

- Fahren

- Clickertraining

- Freiarbeit

- Kuscheln

- Langzügelarbeit

- Agility

- zirzensische Lektionen

- klassische Handarbeit

- Longenarbeit

- Extreme Trail

- etc.

 

Grundsätze:

Druck erzeugt Gegendruck

Annäherung und Rückzug 

Quelle: www.tipps-zum-pferd.de

Quelle: www.pferdeosteopathie-falkensee.de

Quelle: www.reitkunst-islandpferde.de



Trainingsablauf

Jede Einheit ist wie folgt aufgebaut:

 

1. Pferd analysieren/ beobachten

2. Umgang mit dem Pferd

3. Führen

4. Training

    a) Boden-/ Handarbeit

    b) Gelassenheitstraining / Hängertraining

    c) Freiarbeit

    d) Longieren

    e) Gewöhnung an Equipment (Satteln + Trensen)

    f) (An-) Reiten des Pferdes

 

Flexibler aber wiederkehrender Ablauf!

Pferde lernen ab 200 Wiederholungen!

Im Alter bis 2 Jahre fällt ihnen das lernen am leichtesten. 


Jedes Pferd hat seine eigene Persönlichkeit!

Daher sollte man sein Pferd vor jeder Einheit analysieren:

Einflussfaktoren:

 

1. Wie ist die Haltung? 

2. Rang in der Herde? 

3. Charakter in der Herde?

4. Auftreten ggü. dem Menschen?

 

5. Beobachtung im Freien/Freilaufen

- Bewegungsablauf?

- bevorzugte Gangart

- Reaktionsschnelle?

- Schiefe?

- Balance?

- Probleme  z.B. Rücken wegdrücken, Verspannungen, Bocken?

6. Beurteilung im Stand

- Anatomie?

- Futterzustand? 

- physische und psychische Probleme?

- Verspannungen / Fühlen?

 

-> Diese Erkenntnisse liefern wichtige Informationen für das Training.


Umgang mit dem Pferd

Das Pferd soll uns Vertrauen und in seinen persönlichen Raum akzeptieren.

Dabei soll es ruhig und gehorsam unseren Anweisungen folgen.

- Annähern

- Berührungen akzeptieren /  Streicheln

- Halfter anziehen

- von der Herde holen

- Hufe geben

- Anbinden -> Ruhiges stehen am Putzplatz

- Putzen

- später satteln und trensen

Führen

Das Pferd soll lernen:

- nicht zu überholen, sondern Abstand zu halten

- neben oder hinter dem Menschen gehen

- Vorwärts folgen

- Stehen -> später auch geschlossen

- Rückwärts

- Wenden

- Vor- und Hinterhand Kontrolle 

- Abfrage einzelner Gliedmaßen

- Schenkelweichen

- Übertreten lassen

Gelassenheitstraining

Das Pferd lernt auf den Menschen zu vertrauen und nicht in den Fluchtmodus zu geraten

Beispiele:

- Planen

- Gummiringe

- Fähnchen

- Stoffe

- Flatterband

- Poolnudeln

 

Hängertraining

Es ist wichtig das sich das Pferd verladen lässt um z.B. in Notfällen schnell agieren zu können. Daher wird das Pferd für diesen Engpass trainiert.

Longieren

Für das Longieren stehen verschiedene Ausbildungsmittel z.B.  Dually Halfter, Kappzaun oder Knotenhalter zur Wahl.

Das Maul des Pferdes ist heilig! Direkt am Gebiss zu longieren ist eine abzulehnende Methode. 

 

Ziele:

- Lockere Balance in allen Gangarten

- Gleichgewicht auf Linie halten

- Hinterhand trainieren

- Vorwährts-Abwärts

- Tempi und Gangartwechsel

  

Möglichkeiten: 

- Kehrtvolte

- Seitengänge

- Zirkel verkleinern, vergrößern

- Engpass (auch an der Bande)

- Slalom

- Rückwärtsrichten

- Vorhandwendung 

- Hinterhandwendung

- Konterstellung

- Hinterhand rausschicken 

- Nachgiebigkeit im Genick (Vorbereitung Sicherheitszügel) 

- Stangenarbeit (bietet Abwechslung) 

 

Es lernt: 

- Treibpositionen auch auf Körpersprache oder Ton umzusetzen

- Später auch auf kleinere Hilfen zu reagieren

Hier gilt nur soviel Druck wie nötig, und wenn die gewünschte Reaktion kommt sofort Druck raus nehmen.

Gewöhnung Equipment / Reiter

1. Umstellung von  Kappzaum auf Gebiss

2. Longieren mit Sattel  und Gebiss 

3. Über den Sattel lehnen-> absteigen

4. Über den Sattel lehnen-> aufrichten ->absteigen

5. Über den Sattel lehnen-> aufrichten-> wenn keine Spannung anführen lassen -> anhalten -> absteigen. (Wenn Pferd Spannung zeigt nicht anführen!)

 

Nie sofort losreiten!

Sicherheitszügel prüfen!

(An-)Reiten des Pferdes

1. Ablongieren um die Verfassung des Pferdes zu prüfen.

2. Longenführer kontrolliert Pferd mit Reiter im Schritt an der Longe mit gewohnten Equipment

3.  Reiten an der Longe später auch Trab und Galopp mit Hilfsperson

Pferd lernt sich mit Reiter frei zu bewegen

4. Reiten frei mit Hilfsperson

5.  Reiten frei ohne Hilfsperson

 

 Kurze Einheiten nur im Schritt von 5 auf 10  auf 30 Minuten steigern. 

 

 Fokus:

- Takt, Losgelassenheit, Balance

- Erhalt und Förderung Grundgangarten

- Vorwärtsimpuls und zurückführen (Gas & Bremse)

- beginnende Lenkung auf großen Linien 

- allg. Haltung Stirn-Nasen-Linie vor der Senkrechten

weiterer Ausbildungsweg

Egal welche Ziele man mit deinem Pferd verfolgt, 

anatomisch korrektes reiten, Verständigung über Impulse

kann in jeder Sparte der Reiterei zur Anwendung kommen. 

Bei Wahl der Reitweise sollte auf die Bedürfnisse von Mensch und Pferd Rücksicht genommen werden.

Die Gesundheit von Mensch und Tier sollte immer an erster Stelle stehen und dem entsprechend sollte man auch das Training gestalten. 



Kontakt

Pferde(er)leben-natürlich aktiv e.V.

Dorfstraße 37

09579 Grünhainichen

 

Deutschland

 

Telefon: +49 173 8780930

E-Mail: pferdeerleben.natuerlich.aktiv@web.de