Herdenzusammenführung


                                                                                                                                                                                                                                                   24. April 2019

Pferde sind Herdentiere – Das ist jedem bekannt!

 

Im Gegensatz zum Leben in der freien Wildbahn müssen wir bei der Integration von neuen Pferden in der Offenstallhaltung zwangsweise auf begrenzten Raum zurückgreifen. Für unsere Pferde und auch uns bedeutet ein Umzug somit jede Menge psychischen und physischen Stress. Die gesamte Umgebung und die Artgenossen sind „fremd“. Jetzt ist es wichtig den Pferden genügend Zeit zu geben und sie zu beobachten:

  • Fühlt sich mein Pferd wohl?
  • Verändert sich sein Verhalten?
  • Nimmt es ab – oder frisst es genug ?

Auch finde ich es sehr wichtig dem Stallbetreiber möglichst viel über z.B.: den Charakter, die vorherige Haltungsform und das Verhalten der zu integrierenden Pferde zu erzählen. Denn für eine positive Eingliederung ist es extrem wichtig über gute Kenntnisse, Pferdeverhalten und deren Beurteilung zu verfügen.

 

Geduld, Zeit, Gelassenheit und Fingerspitzengefühl sind gefragt!

 

Auf unserer Anlage kommen „Neulinge“ in eine Eingewöhnungsbox mit Paddock, welche direkt an den Offenstall angrenzt. So haben die Pferde Sicht- und Schnupperkontakt und können sich gefahrlos über den stabilen Zaun kennenlernen, aber sich auch vor aufdringlichen Pferden zurückziehen. Bei unserer Herde handelt es sich um eine gemischte Gruppe, da dies der Natur des Pferdes am nächsten kommt. Neben der Herdenform spielt auch die Herdengröße bei der Integration eine Rolle. Die optimale Gruppengröße liegt zwischen 2 und 20 Pferden, dies entspricht dem angeborenen Sozialverhalten.


In unserem Fall sollen gleichzeitig 2 Stuten und 1 Wallach in die bestehende Herde integriert werden. Diese Variante haben wir bewusst so gewählt, dass es „nur eine Aufregung“ für die bestehende Herde gibt und der Stressfaktor weitestgehend minimal gehalten wird (im Gegensatz dazu wenn alle Pferde nacheinander integriert werden würden).

 

Auch auf das Alter und die Farbe sollte für eine erfolgreiche Zusammenführung geachtet werden. Es macht wenig Sinn, ein junges Pferd in eine bestehende Herde aus alten Pferden zu integrieren. Sind es jedoch mindestens 2 Jungpferde können sie gut von den älteren lernen. Zu Problemen kann es beispielsweise auch kommen wenn man einen Schimmel in eine Herde aus dunklen Pferden integrieren möchte – da es sein kann das sie den Schimmel nicht „aufnehmen“. Auch hierbei wäre es günstiger 2 Schimmel oder noch einen Schecken zu integrieren.

 

Die Zeit der Eingewöhnung kann je nach „Neuling“, den räumlichen Gegebenheiten und der bestehenden Herde ganz unterschiedlich ausfallen. Stand das Pferd bereits in einer Herde ist es meist gut sozialisiert und diese Phase kann schneller abgeschlossen werden. Bei Pferden die wenig „Herdenerfahrung“ mitbringen sollte die Integration behutsamer erfolgen. Oftmals liegt die Eingewöhnungszeit zwischen 3 – 10 Tagen, bis sich jedoch die richtige Rangordnung gefunden hat vergehen gut und gerne einige Monate.

 

Doch nun zur Eingewöhnung:

Wir geben den „Neulingen“ die Gelegenheit den Trail, die Koppel und die anderen Gegebenheiten kennenzulernen – natürlich in aller Ruhe während die Herde in eine innen liegende Koppel gesperrt wird. Auch ist es Sinnvoll den Eingewöhnungsbereich so zu gestalten, dass die Pferde gemeinsam am Heu fressen können. Dies ist unserer Meinung nach eine wunderbare Art der zur Gewöhnung.
Wenn die neuen Pferde in die Herde kommen, ist ein ausreichendes Platzangebot, genügend Fress-, Liege- und Ruheplätze sowie Rückzugsmöglichkeiten sehr wichtig für eine erfolgreiche und behutsame Integration. Je mehr Platz vorhanden ist, desto weniger kommt es zu Stress und Auseinandersetzungen zwischen den Pferden. Sackgassen, spitze Winkel und Engstellen sollten unbedingt vermieden werden. Optimal für die Zusammenführung wäre eine frische große Pferdeweide, denn das frische Grün finden die Pferde meist interessanter als die „Neuen“.

 

Auch ein „Integrationshelfer“ kann sinnvoll sein.
Dieses ist ein freundliches, innerlich gefestigtes Pferd aus der Herde, welches man mit dem / den neuen Pferden gemeinsam in den Eingewöhnungsbereich lässt. So können bereits Freundschaften geschlossen werden und später in der Eingewöhnung in die Herde haben sie eine „Anlaufstelle“. Manchmal kann es auch sinnvoll sein den „Neuzugang“ mit dem Ranghöchsten zusammenzustellen. Hier ist die Erfahrung des Stallbesitzers gefragt.

 

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass nicht nur das oder die neuen Pferde die Rangordnung klären müssen – sondern dass sich bei einer „Neubildung“ der Herde auch Rangstreitigkeiten zwischen den bereits vorhandenen Mitgliedern ergeben. In der ersten Zeit der Eingewöhnung in die Herde kann es immer mal wieder vorkommen, dass die Pferde sich kurzzeitig jagen oder in die Schranken weisen. Das geht meist ohne große Blessuren ab.
Drastisch aussehende Verhaltensweisen sollten nicht gleich überbewertet werden – oftmals sind die Pferdebesitzer von solchen „Attacken“ stärker beeindruckt als die Pferde selbst.

 

Eine sanfte Integration mag vielleicht im ersten Anschein aufwendig sein, ermöglicht, auf lange Sicht den Pferden aber entspannte, notwendige Sozialkontakte. Und nicht zuletzt: Eine einträchtige Herde auf der Weide ist nicht nur ein schönes Bild, sondern auch ein Zeichen von zufriedenen Pferden.


Kontakt

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